Kein Patentrezept, aber immer ein offenes Ohr

Von Markus Wessling

Datteln. Christa Hülsmann weiß aus eigener Erfahrung, wovon sie spricht. "Ich bin seit fast 42 Jahren verheiratet - und immer mit demselben Mann", sagt die 63-Jährige. Die Beraterin für Ehe-, Familien- und Lebensfragen hat sich jetzt in den Ruhestand verabschiedet. -

Christa Hülsmann hat die Beratungsstelle, die von der katholischen Kirche getragen wird, aufgebaut - vor 33 Jahren ging es in Marl los, vor 28 Jahren dann auch in Datteln. Manches hat sich seither verändert: "Früher kamen mehrheitlich Frauen alleine zu uns, heute kommen mehr Paare gemeinsam, und sie kommen zu einem früheren Zeitpunkt", stellt die Beraterin fest. Gesellschaftliche Veränderungen bekamen die Berater - neben Christa Hülsmann ist Andreas Garthaus in der Einrichtung an der Heibeckstraße tätig - immer unmittelbar zu spüren: von den wachsenden Anforderungen am Arbeitsplatz bis zu neu zusammengesetzten, so genannten Patchwork-Familien.

Ein Patentrezept, wie man eine schlecht funktionierende Ehe "retten" kann, hat auch Christa Hülsmann nicht. "Wir präsentieren keine vorgefertigten Lösungen, sondern fragen die Paare zuerst, was sie selbst ändern wollen. Dabei helfen wir dann", erklärt Christa Hülsmann. Einige grundsätzliche Leitlinien hat sie allerdings schon: "Man kann den anderen nicht verändern. Und darin, dass der Partner anders ist, liegt auch eine Chance." Und um jeden Preis eine Ehe zu retten, die einfach nicht zu retten ist - das war nie das Bestreben der gelernten Röntgenassistentin, die in Recklinghausen wohnt. "Manchmal ist es einfach für alle besser, wenn man sich trennt." Dann gehe es darum, die Trennung gut über die Bühne zu bringen.

Mit "gemischten Gefühlen" zwischen Vorfreude und Wehmut sieht Christa Hülsmann nun dem Ruhestand entgegen. "Ich habe viele Hobbys, reise und lese gerne", erzählt sie. "Und wenn ich Zeit habe, kommen auch automatisch neue Ideen, was ich damit anfangen könnte." Dauerhafte Langeweile werde sich schon nicht einstellen. "Und einfach mal nichts zu machen und die Sonne genießen zu können - das ist ja auch mal was."

Donnerstag, 15. März 2007  |  Quelle: Dattelner Morgenpost (Datteln)